Psychologie (Fach) / mündliche Staatsprüfung (Lektion)

Vorderseite Beschreiben Sie die Metakognitive Therapie!
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Wells (2009)

Zentrale Prinzipien: Metakognitive Disputation, losgelöste Achtsamkeit

Neuerung: Metakognitive Fertigkeiten, z.B. Aufmerksamkeitslenkung

Indikation: Depression, GAS, Zwang, PTBS

Kognitive Prozesse werden als zentral für die Auslösung und Aufrechterhaltung von psychischen Störungen gesehen, daher wird der Fokus auf metakognitive Annahmen und Befürchtungen bezüglich der Bedeutung von Gedanken gerichtet.

Veränderungstheorie:

Grundlage: Self-Regulatory-Funktioning-Model (S-REF) à psychische Störungen sind mit der Aktivierung spezieller Verarbeitungsprozesse verbunden; das nennt man KAS (kognitiv-attentionales Syndrom). Dessen Elemente sind:

- Perseveratives Denken (Sich-Sorgen, Grübeln)

- Lenkung der Aufmerksamkeit auf bedrohliche Reize (Bedrohungsmonitoring)

- Dysfunktionale Bewältigungsstrategien (Gedankenunterdrückung, Vermeidung, Substanzmissbrauch)

è Verhindert hilfreiche Veränderung negativer Emotionen, hält aversive Emotionen aufrecht.

Diese Prozesse entstehen auf Basis von zwei Metakognitionen:

a) Propositionale Annahmen (Gedanken über Gedanken: „Grübeln hilft zu mehr Einsicht“ à bewusster Einsatz von Grübeln bei negativer Stimmung)

b) Implizite Regeln oder Strategien: spezifische Heuristiken der Urteilsbildung, kognitive Verzerrungen à sind meist nicht unmittelbar verbalisierbar/zugänglich, laufen automatisch

Inhaltlich gibt es zwei Bereiche metakognitiver Annahmen:

Positive metakognitive Annahmen: angenommener Nutzen/Vorteile der Strategien (z.B. sich-sorgen)

Negative Metakognitionen: Nachteile/Gefahren von Gedanken/Denkweisen („Gedanken ziehen Ereignisse nach sich“, „Gedanken sind unkontrollierbar“ à sorgen für Aufrechterhaltung).

Im S-REF gibt es außerdem zwei Modi der Info-Verarbeitung:

- Objektmodus: Gedanke=Realität, die Person glaubt, was sie denkt à hohe Wahrscheinlichkeit für Aktivierung des KAS

- Metakognitiver Modus: Gedanken = innere Repräsentation/Konstruktion

Daher wird das ABC-Modell hier zum AMC-Modell:

B

Annahmen/Überzeugungen

A M C

Auslöser Metakognitionen Konseqzenz

Auslöser>positive Metakognitionen> Grübeln> negative Metakognitionen> Depression (Ged-Gef-Vh)

Therapie:

Kurzzeit, 8-10 Stunden. Störungsübergreifende Behandlungsbausteine:

- Entwicklung metakognitives Fallkonzept (über AMC-Modell oder störungsspezifisch; inkl KAS)

- Sozialisation bezüglich des metakognitiven Modells

- Losgelöste Achtsamkeit (detached mindfulness, Bewusstheit + Auseinandersetzung mit inneren Ereignissen; = Wechsel in den metakognitiven Modus. Hier: Wolken-Metapher; Tonband-Übungen)

- Modifikation negativer Metakognitionen (Identifikation und Disput; Kontrollierbarkeit über Grübeln erleben über den Grübelaufschub, Grübelzeiten)

- Modifikation positiver Metakognitionen (Beweise und Gegenbeweise, Verhaltensexperimente)

- Aufmerksamkeitstraining (Attention Training Technique ATT: Auditive Übungen, zu selektiver und geteilter Aufmerksamkeit sowie dem raschen Aufmerksamkeitswechsel) nicht zur Ablenkung einsetzen! Kein Emotionsmanagement.

- Modifikation dysfunktionaler Bewältigungsstrategien (z.B. rosa Elefant als Bsp.)

- Festigung neuer Verarbeitungsroutinen (neue Pläne festlegen/formulieren)

Evidenz:

Die vorliegenden Studien zeigen gute Ergebnisse für die Indikationsbereiche mit großen Effektstärken. Aber: Es gibt nicht allzu viele RCT-Studien und noch keine Metaanalyse. Da ist noch was zu tun…

Diese Karteikarte wurde von Steefano erstellt.