Allgemeine Psychologie (Fach) / Prüfungsstoff (Lektion)

Vorderseite Was beschreibt das "ordnende" Wahrnehmen? Handelt es sich um eine autochthone Leistung oder Umweltrepräsentation? Phänomene, Grundlagen, Erklärungsansätze?
Rückseite

Gestaltgestze vs. Informationsverarbeitungsansatz:

• eigentlich besitzt man durch Informationen wenig Ordnung, aber im menschlichen Wahrnehmen ist Ordnung gegeben -> kann bedingt sein durch:

o autochthone Leistung = angeboren („ureigen“/ „ureingesessen“) -> Ordnung als Wunsch, Mensch will immerzu Ordnung stiften oder:

o in Umwelt vorhandene Ordnung -> Umweltgegebenheiten/ -strukturen liegen vor und werden nur noch vom Menschen hervorgehoben/ erkannt

• Beispiele:

o a) Zufallspunktmuster o b) Zufallstöne -> werden als Tonfolgen mit Rhythmus/ Anlehnung an Melodie geordnet o c) Sternbilder -> nicht nur einzelne Sterne werden wahrgenommen, sondern ganze Sternbilder (großer Wagen, …) • der Mensch hat immer die Tendenz Ordnung zu stiften -> Suche nach „Ordnungsansätzen“, um es in vertraute Sachverhalte einzuordnen o er hat Mühe mit ungeordneten Reizen umzugehen -> auch bei ungeordneten Reizangeboten, die auf uns einwirken, finden/ erzeugen wir Ordnung

2 aktiv mitwirkende Prozesse: o a) Reste von Ordnung werden gesucht und diese werden übergeneralisiert

o b) wurden keine Ordnungsreste gefunden -> der Mensch betreibt perzeptive Manipulation, um Ordnungsreste selbst zu erzeugen (Klassifizierungsleistung) • Ordnungsstiftung ermöglicht es uns frühere Erkenntnisse auf neue, unbekannte Ereignisse anzuwenden

Erklärung der Gestaltpsychologie:

Gestaltgesetze sagen voraus, welche Reizwirkungen gesetzmäßig „zu einer Gestalt“ zusammengefasst werden • Prägnanzgesetz (Prägnanztendenz/ Dachgesetz der Gestaltgesetze): o ordnungsstiftendes Wahrnehmen wird dadurch erklärt o Prägnanz: Wahrnehmungsabbild (Perzept) ist dann prägnant, wenn es den Gestaltgesetzen genügt, die alles zusammen die gute Gestalt bewirken

o es besteht die Tendenz Wahrgenommenes in eine Form zu bringen, die von guter Gestalt ist (= Erklärung für ordnungsstiftende Wahrnehmung)

"Ordnendes Wahrnehmen - Gestaltgesetze:

Gesetz der Geradlinigkeit -> Dinge werden geradliniger wahrgenommen/ erlebt, als sie sind • Gesetz der durchgehenden Kurve -> Linie wird so gesehen, als Folge sie dem logischen Weg • Gesetz des gemeinsamen Schicksals -> Dinge, die gemeinsam einer gleichartigen Bewegungsrichtung folgen, werden als zusammengehörig angesehen (z.B. Ballett)

- Gesetz der Nähe -> Elemente in raumzeitlicher Nähe werden als zusammengehörig erlebt zB: 2 Punkte und Kreuze jeweils als Zeilen, nicht als Kolonne erlebt

- Gesetz der Ähnlichkeit -> einander ähnliche Elemente erscheinen als zusammengehärig -> gruppieren sich zu einer gemeinsamen Gestalt

- Gesetz der Fortsetzung -> Elemente werden als zusammengehörig gesehen, wenn sie in einer "guten Kurve" angeordnet sind; z.B. Punkte als Strecke/überkreuzte Sinuskurve

- Gesetz der Geschlossenheit -> nicht vorhandene Teile einer Figur werden in der Wahrnehmung ergänzt

Gestaltgesetze sagen voraus, welche Reizkonfigurationen von uns gesetzmäßig zusammengeschlossen werden und in welcher Form/ welcher Weise das geschieht Einwände: • teleologische (um…zu) Beschreibung (Teleologie -> Lehre der zweckbestimmten Ordnung von Gegenständen/ Ereignissen) • wieso sind Gestalten prägnant ausgebildet, auch wenn sie vom Objekt stark abweichen? Erklärungen von heute: • Vorgang der Informationsreduktion (durch Rückgriff auf Vertrautes) -> Vorgang der Vereinfachung (Klassifizierung) ist Ergebnis biologischer „Ökonomie“ (oder auch menschlicher Faulheit) • das ordnungsstiftende Wahrnehmen ist keine autochthone, willkürliche oder nachträgliche Zutat des Menschen, sondern ist eine Anpassungsleistung unseres Organismus

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