Psychologie (Fach) / Approbationsprüfung (Lektion)

Vorderseite Bei einem Patienten mit beidseitiger Blindheit wird eine psychogene Verursachung vermutet. Welche der nachfolgenden Untersuchungen ist am ehesten geeignet, diesen Verdacht zu bestätigen? (A) Gesichtsfeldprüfung. (B) Inspektion der Augenglider. (C) Untersuchung der Augenmuskeln. (D) Untersuchung des Augenhintergrundes. (E) visuell evozierte Potentiale (VEP).
Rückseite

Richtig ist:

(E) visuell evozierte Potentiale (VEP).

Visuell evozierte PotenzialeMit den visuell evozierten Potenzialen (VEP) lässt sich die Sehbahn beurteilen. Der Patient bekommt dazu auf einem Bildschirm ein Schachbrettmuster mit schwarzen und weißen Feldern gezeigt. Die Darbietung des Bildes wird dabei bis zu 250 Mal wiederholt, wobei die Kontraste wechseln. Die zeitlichen Abstände sind so groß, dass das Gehirn immer wieder in den Ruhezustand zurückkehrt, um dann auf ein neues Bild wieder mit einem Aktionspotenzial zu reagieren.

In aller Regel misst man diese evozierten Potenziale über der Sehrinde am Hinterkopf, prinzipiell lassen sich aber auch die anderen Zentren der Sehbahn untersuchen. Normalerweise vergehen etwa 100 Millisekunden bis das Signal von der Netzhaut im visuellen Kortex ankommt und an der Kopfhaut abgeleitet werden kann. Bei Erkrankungen des Auges, der Netzhaut oder der Sehbahn verlängert sich diese sogenannte Latenzzeit.

Mit den VEP lassen sich viele Störungen des Sehapparats nachweisen, von Netzhautschädigungen über Entzündungen des Sehnervs bis hin zu schweren degenerativen Hirnerkrankungen wie der Multiplen Sklerose.

Akustisch evozierte PotenzialeBei akustisch evozierten Potenzialen (AEP) bekommen die Patienten über einen Kopfhörer einen Schallreiz dargeboten, in aller Regel ein Klicken.

Die Potenziale werden entweder über der Hörrinde oder, wenn der Verdacht auf eine tiefer liegende Schädigung besteht, über den auditorischen Verschaltungszentren im Hirnstamm gemessen. Anhand des Wellenmusters erhält der Arzt Hinweise auf Erkrankungen des Innenohrs und der Hörbahn, kann aber auch Veränderungen finden, die etwa dauerhaften Schwindel oder eine Gangunsicherheit erklären.

Außerdem lässt sich die Hörschwelle bestimmen, indem man die Lautstärke des Klickens so weit reduziert bis gerade noch ein akustisch evoziertes Potential ausgelöst wird. Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern mit Verdacht auf eine Hörschädigung ist die Messung der AEP oft der sicherste Weg zur Diagnose.

Somatosensorisch evozierte PotenzialeDie somatosensorisch evozierten Potenziale (SEP) unterscheiden sich von den akustisch evozierten Potenzialen AEP und den visuell evozierten Potenzialen VEP dadurch, dass sie auch außerhalb des Gehirns und des Rückenmarks liegende Nervenbahnen untersuchen, die sogenannten peripheren Nerven, die zu den Muskeln und der Haut führen.

Das klassische Beispiel ist ein Medianus-SEP. Hier wird der Medianusnerv am Unterarm mit einem kleinen Stromschlag gereizt. Das löst ein Aktionspotenzial aus, das sich über bestimmte Strukturen in Rückenmark und Gehirn bis hin zu den entsprechenden Arealen in der Hirnrinde fortpflanzt. Mithilfe von entlang des Nervenverlaufs, über dem Rückenmark und auf der Kopfhaut aufgeklebten Elektroden kann der Arzt den Impuls über die gesamte Strecke bis in die Hirnrinde verfolgen und eine eventuell vorliegende krankhafte Veränderung lokalisieren.

Meist äußert sich ein Schaden durch eine verlangsamte Leitungsgeschwindigkeit. Mit der Methode lassen sich praktisch alle peripheren Nerven beurteilen. Auffällige Befunde bei den SEP können auf die verschiedensten Erkrankungen hinweisen, von Nervenentzündungen über Bandscheibenvorfälle, Rückenmarksverletzungen bis hin zur Parkinson-Krankheit und der Multiplen Sklerose. Der für die Untersuchung erforderliche Stromschlag ist sehr klein, der Patient spürt nur ein leichtes Zucken und Kribbeln.

Diese Karteikarte wurde von RiverWolff erstellt.

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