Psychologie (Fach) / 03401 - Einführung in die Forschungsmethoden der Psychologie (Lektion)

Vorderseite Woran erkennt man, ob eine Theorie „gut oder schlecht“, „richtig oder falsch“ ist? 10 Kriterien von Dennis und Kintsch (2007)
Rückseite
  1. Deskriptive Angemessenheit (Descriptive adequacy): Stimmt die Theorie mit vorliegenden verhaltensbezogenen, physiologischen, neuropsychologischen und anderen empirischen Daten überein? Dieses Kriterium betrifft das Ausmaß, in dem die aus einer Theorie ableitbaren Beobachtungen bestätigt werden können.
  2. Präzision und Interpretierbarkeit (Precision and interpretability): Ist die Theorie so präzise beschrieben, dass sie leicht und eindeutig verstanden und interpretiert werden kann? Dieses Kriterium betrifft die oben skizzierte Vagheit und Mehrdeutigkeit von Begriffen, die sich mehr oder weniger durch eine ganze Theorie ziehen können.
  3. Kohärenz und Konsistenz (Coherence and consistency): Enthält die Theorie logische Fehlschlüsse? Bilden die unterschiedlichen Komponenten ein kohärentes Ganzes? Stimmt die Theorie mit Theorien aus anderen Bereichen überein (z. B. biologischen Gesetzmäßigkeiten)?
  4. Vorhersage und Falsifizierbarkeit (Prediction and falsifiability): Ist die Theorie so formuliert, dass empirische Prüfungen zu einer Widerlegung der Theorie führen können? Kriterium entspricht der Hauptforderung des kritischen Rationalismus.
  5. Erklärungswert (Postdiction and explanation): Erklärt die Theorie bereits vorliegende emp. Befunde? Eine Theorie sollte auch nach dem Ausmaß bewertet werden, in dem sie bereits eingetretene Ereignisse erklären kann (Retrognose).
  6. Einfachheit (Parsimony): Ist die Theorie so einfach wie möglich? Dieses Kriterium ist in gewisser Weise relativ und nachgeordnet, da Theorien auch kompliziert sein können, weil es einfacher nicht geht (Ockham’s Razor Prinzip: Entitäten dürfen nicht ohne Notwendigkeit vermehrt werden und einfachere sind komplizierteren Theorien vorzuziehen, wenn sie dieselben Phänomene erklären können).
  7. Originalität (Originality): Ist die Theorie neu oder reformuliert sie bestehende Theorien?
  8. Breite (Breadth): Lässt sich die Theorie auf einen weiten Phänomenbereich anwenden oder ist sie auf einen engen beschränkt? Gerade in der Psychologie gibt es viele Mini-Theorien, die nur unter ganz best. Randbedingungen auf sehr spezifische Phänomene anwendbar sind. Theorien sollten aber einen möglichst breiten Anwendungsbereich haben.
  9. Angewandte Relevanz (Usability): Hat die Theorie Implikationen für angewandt-psychologische Fragestellungen („Nichts ist praktischer, als eine gute Theorie“, Kurt Lewin)? Relevanz für die Lösung sozialer und psychischer Probleme, ist also ebenfalls ein wichtiges Bewertungskriterium.Rationalität (Rationality): Macht die Theorie Annahmen über die „Architektur“ des psychischen Systems, die im Lichte von evolutionären Bedingungen, Sinn machen? Fragliches Kriterium, das die Evolutionstheorie als Bedingung für die Angemessenheit anderer Theorien einsetzt.

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